„Sport has the power to change the world“

Nelson Mandela

Unter diesem Motto steht mein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst in Walvis Bay, Namibia.
Viel ist passiert, seitdem ich Anfang November in den Flieger nach Namibia gestiegen bin, um zehn Monate als Freiwillige in einem Fußballprojekt am anderen Ende der Welt zu verbringen. Und nun schreibe ich mit Blick auf die im Atlantik untergehende Sonne einen Artikel für den Verein, ohne den ich wohl gar nicht hier wäre. 2008 habe ich damals in der F-Jugend das erste Mal das rot-weiße Dress getragen und auch im Coaching-Business auf Seiten der Mädchenmannschaften war ich seit 2016 aktiv. Nach meinem Abitur im Sommer 2020 war eines für mich klar: So schnell wie möglich ganz weit weg von dem vertrauten Mingolsheim. Und warum dabei nicht einfach auf einem anderen Kontinent Fußball spielen? Sportbegeisterte Kinder gibt es schließlich so gut wie überall.

Wie könnt ihr euch mein Leben momentan so vorstellen? Ich wohne mit zwei weiteren deutschen Freiwilligen meiner Organisation, dem ASC Göttingen von 1846 e.V. in einer kleinen Wohnung in der 60.000-Einwohner-Stadt Walvis Bay an der Atlantikküste Namibias. Vormittags unterstützen wir den Sportunterricht an der !Nara Primary School in Kuisebmond, dem ehemaligen Township der Stadt. Mit durchschnittlich 40 Kindern pro Klasse, 10 Hütchen und einem Ball funktioniert das auf der freien Sandfläche hinter der Schule soweit ganz gut – sagen wir es so, ein gewisses Maß an Kreativität ist von Vorteil. Nachmittags trainieren meine Projektpartnerin Malin und ich jeden Tag Mädchenmannschaften der Altersklassen U10, U12 und U15 im PLAYTIME-Hub, einem zum Kunstrasenplatz umgebauten alten Tennisfeld.

Unsere Partnerorganisation vor Ort, PLAYTIME Namibia wurde 2016 von einigen Ex-Nationalspielern ins Leben gerufen und bietet multidisziplinäre Sporttrainingsprogramme in Fußball, Cricket und Leichtathletik an. Momentan für über 1200 Kinder verschiedener Altersgruppen, insbesondere aus benachteiligten Gegenden. Am Wochenende finden darüber hinaus regelmäßig Turniere statt, bei denen lokale Schulmannschaften gegeneinander antreten – herkömmliche Fußball- bzw. Sportvereine, wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es hier nämlich überhaupt nicht.

Zu Beginn meiner Zeit hier in Namibia lief insbesondere das Fußballtraining etwas holprig an, da sowohl die Prüfungsphase als auch die Sommerferien Anfang Dezember vor der Tür standen und viele Kinder dadurch gar nicht mehr erreichbar waren. Diese Startschwierigkeiten haben wir mittlerweile überwunden – es kann jetzt also richtig losgehen. Im Vergleich zu dem Training, das ich persönlich aus Deutschland gewohnt war, ist hier alles etwas spontaner, chaotischer. Alle Kinder kommen ohne Helikoptereltern und die obligatorische WhatsApp-Gruppe oder Trainings-Apps gibt es natürlich auch nicht. Wer kommt, der kommt und wie viele kommen, weiß man im Vorfeld nie so genau. Das war besonders am Anfang sehr ungewohnt, mittlerweile hat man sich auch daran gewöhnt. Die wirklich motivierten Kids kommen sowieso jeden Tag – egal ob ihr Training regulär stattfindet oder nicht. Die meisten der am Nachmittagsprogramm teilnehmenden Kinder und Jugendlichen spielen barfuß und in Alltagskleidung – da wird einem nochmal ganz anders bewusst, dass es nicht viel braucht, um super kicken zu können

Wie geht es weiter?

Zur Zeit sind auch hier wie überall auf der Welt die Auswirkungen von Corona deutlich zu spüren, viele Projekte sind eingeschlafen und müssen nun nach und nach und wieder aufgebaut und weiterentwickelt werden. Genau da wollen wir anknüpfen und stecken dementsprechend mitten in der Planungsphase.

Dabei haben wir feststellen können, dass solch ein Freiwilligendienst prädestiniert dafür ist, zu lernen das große Ganze zu sehen, sich selbst auszuprobieren und eigene Ideen umzusetzen. Eines unserer Hauptziele ist es, auch hier Junior-Coaches auszubilden, einige interessierte Mädels aus der U15 an die Hand zu nehmen und ihnen als Co-Trainerinnen der U10 und U12 die Coaching-Basics beizubringen. So kann das vorhandene Projekt auch weitergeführt werden, falls es mal keine übermotivierten Freiwilligen geben sollte.

Darüber hinaus sind der Aufbau einer Suppenküche und die Veranstaltung eines Trainingslagers geplant. Neben dem sportlichen Angebot wollen wir den Kindern und Jugendlichen in einer Art Gruppenstunde Themen wie beispielsweise gesunde Ernährung, AIDS-Awareness, erste Hilfe und Empowerment näherbringen. Gerade wegen der immer noch sehr umstrittenen Rolle der Frau in vielen afrikanischen Kulturen möchten wir den Mädchen die Möglichkeit bieten, sich früh damit auseinanderzusetzen und andere Sichtweisen kennenzulernen.

Für meinen Freiwilligendienst in Namibia habe ich einen Spenderkreis aufgebaut, um mit den Zuwendungen meine verschiedenen Projekte nicht nur zu ermöglichen, sondern auch besser und flexibler umsetzen zu können. Bei Interesse an Unterstützung oder einer Kooperation könnt ihr euch gerne jederzeit unter hostadtmiriam@gmail.com bei mir melden. Mehr Informationen über meinen Freiwilligendienst sind sowohl unter https://miriaminnamibia.jimdofree.com als auch unter https://m.facebook.com/playtimenamibia/ zu finden.

So let’s do it. Change the world through sports!

Sportliche Grüße aus Namibia.

Fortsetzung folgt…