Die Theatergruppe des Mingolsheimer Turn- und Sportvereins zeigte jetzt erstmals ihr neues Stück „Die Horror-Kaffeefahrt“ und konnte mit der pfiffigen Inszenierung des Schwanks von Beate Irmisch das Publikum in der ausverkauften Ohrenberghalle restlos begeistern. Unter der Regie von Eckhard Böer präsentierten sich alle Darsteller in funkensprühender Spiellaune, wortwitzige Dialoge sowie die liebevoll ausstaffierte Kulisse eines schon sichtlich heruntergekommenen Gasthauses taten ein Übriges zu einem rundum vergnüglichen Theatererlebnis.

Die ersten Lacher im Saal gibt es schon gleich zum Auftakt, als der windige Verkaufsvertreter Gottwald Gierig, den Kevin Dickgießer herrlich ölig und aalglatt mit bravourösem „Schnellsprech“ verkörperte, seine Kundschaft in spe empfängt. Mit den sechs Rentnern, die nach stundenlanger und beschwerlicher Busfahrt in der abgelegenen Spelunke eintreffen, möchte Gierig, der ein kunterbuntes Sortiment von hoffnungslos überteuerten „Schnäppchen“ feilhält, schnelles Geld machen und sich möglichst viele vorgedruckte Kaufverträge unterschreiben lassen.

Auch Kneipier Paul Gurgelmaier (Walter Schröpfer), dessen Etablissement ansonsten aus gutem Grund kaum einen Gast sieht, will seine gähnend leere Kasse füllen. Mit minimalem Einsatz à la Instant-Tütensuppe, steinhartem Marmorkuchen aus der Vorwoche und lauwarmem Kaffeeverschnitt soll seine ebenso schnoddrige wie schlagfertige Bedienung Rosina (Denise van den Bergh) der Kundschaft die Euronen aus dem Portemonnaie locken.

Die Abzocker hoffen auf leichtes Spiel, denn die Pensionisten, denen unnützes Zeug wie elektrische Heizdecken, zweifelhafte Wunderpillen für die Manneskraft oder potthässliche Sammeltassen und Nachttöpfe angedreht werden soll, wirken allesamt schon etwas mitgenommen. Hermann (Manfred Mehr), der die Gesellschaft fortwährend mit seinen heftigen Darmwinden plagt, Finchen (Gabriele Bambach) mit ihrer Schwerhörigkeit, Hugo (Eckhard Böer) und Erna (Henny Buse), die bereits Stützstrümpfe tragen müssen, sowie Fritz (Karl-Heinz Knebel), der im edlen Zwirn den Glanz früherer Tage aufpolieren will, und die Hochprozentigem nicht abgeneigte Elisabeth (Tanja Lieb-Reichert) scheinen die idealen „Opfer“ zu sein.

Doch so einfach machen es die Senioren den skrupellosen Geschäftemachern nicht. Während gleichzeitig munter gezecht wird, treibt die Rentner-Gang ihre Gastgeber in punkto Verkaufsabschlüsse schier zur Verzweiflung. Immer wieder findet sich ein neuer Grund, die untergeschobenen Verträge nicht zu unterzeichnen und am Ende wird der forsche Dorfpolizist Franz Schupo (Heinz Wirth) herbeitelefoniert, der Gottwald Gierig schon lange auf der Fährte ist und das betrügerische Verkaufsgenie der Firma Geiz & Geil prompt hinter Gitter befördert. Auch für Wirt Paul heißt es schließlich „Außer Spesen nix gewesen“ und als die Rentner am Ende alleine in der Gaststube stehen und ihre nächste Zechtour verabreden, wird dem letzten im Saal klar, wer bei der ganzen Geschichte zuletzt lacht.

Der stürmische Schlussapplaus war nochmals ein eindrucksvoller Beleg, dass das turbulente Stück den Mingolsheimer Laienschauspielern wie auf den Leib geschneidert war. Bei der TuS-Theatergruppe, darin waren sich die Besucher der Veranstaltung einig, stimmt einfach die Mischung aus erfahrenen Kräften, Manfred Mehr und Heinz Wirth sind schon 21 Jahre dabei, und „Neulingen“ wie Karl-Heinz Knebel, der sich heuer naht- und mühelos in das Ensemble einfand. 

br.