Die Schauspielgruppe des Mingolsheimer Turn- und Sportvereins feierte jetzt vor „vollem Haus“ in der bis auf den letzten Platz besetzten Ohrenberghalle die gelungene Erstaufführung ihrer neu einstudierten Komödie „Wissen ist Macht“. Mit gut aufgelegten Akteuren, einer pfiffigen Story und reichlich Situationskomik bot der unter der Regie von Eckhard Böer inszenierte Schwank um den Festabend anlässlich des hundertsten Kursangebots der örtlichen Volkshochschule alle Zutaten für ein rundum vergnügliches Theatererlebnis.
Aber der Reihe nach – zum besonderen Jubiläum der Volksbildungsoffensive in der Provinz hatte sich mit dem Abgesandten des Ministeriums hoher Besuch aus Stuttgart angesagt. Wenn aber der feine Pinkel, von Tobias Riedel köstlich in Szene gesetzt, anfangs wohl noch dachte, bei der Feierstunde recht bald ans Rednerpult treten und eine salbungsvolle Laudatio zum besonderen Ereignis halten zu können, hatte er die Rechnung ohne seine Gastgeber gemacht. Der Bürgermeister – übrigens zum wiederholten Mal eine Paraderolle für Walter Schröpfer – wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, seine Gemeinde vor dem illustren Besucher aus der Landeshauptstadt ins rechte Licht zu rücken, und als umtriebig-wuselige Außenstellenleiterin der Volkshochschule zog Tanja Lieb-Reichert bei der Gestaltung des Abends sämtliche Register, denn alle Sparten ihres aktuellen Kursprogramms sollten einen Beitrag leisten.
Den Anfang machte Denise van den Bergh als hyperaktive Aerobiclehrerin, die vor allem auch die Lachmuskeln des Publikums trainierte, als sie den Schultes zur bewegten Turnstunde auf dem Gymnastikball einlud, und zwerchfellerschütternd geriet auch die nachfolgende Einlage mit Herta Wirth und Henny Buse als beseelte Repräsentantinnen des VHS-Gymnastikangebots, die obendrein auch herrliche Kostproben aus ihrem „Ochsenfurt“-Englischkurs zum Besten gaben.
Durch den Einakter aus der Feder von Klaus-Dieter Gugel zog sich wie ein roter Faden die Interaktion der Schauspieler auf der Bühne mit ihren Zuschauern. So bezog auch Kevin Dickgeßer in der Rolle des handwerklich versierten Leiters des VHS-Bastelkurses das Publikum mit ein, mit dem Ergebnis, dass nach entsprechender Anleitung von der Bühne im Saal unversehens zigdutzend in Papierflieger verwandelte Speisekarten durch die Lüfte segelten. Sonderapplaus gab es ein weiteres Mal auch für Denise van den Bergh als betont distinguierten (und dabei fatalerweise stark sächselnden) Lehrbeauftragten des Benimm-Dich-Kurses sowie dessen blaublütige Assistentin Isabell Bender. Die formvollendeten Anweisungen der beiden Knigge-Profis für das richtige Verhalten an der häuslichen Kaffeetafel fielen allerdings bei ihrem Probanden auf der Bühne, kauzig-authentisch von Manfred Mehr verkörpert, zur Erheiterung des Publikums und zum Leidwesen der von Henny Buse gemimten Gattin des Kursteilnehmers, auf wenig fruchtbaren Boden.
Was wäre ein festlicher Jubiläumsabend ohne passende musikalische Umrahmung? Mit den Aufritten von Karl-Heinz Knebel, der als etwas einfältiger Laienmusiker und frischgebackener Kursabsolvent seiner Trompete ebenso heldenhaft wie vergeblich die richtigen Töne abzuringen suchte, beantwortete sich diese Frage für das hellauf begeisterte Publikum von selbst.
Nach allzu langer Wartezeit im Parkett, die von vielen „kühlen Blonden“ verkürzt worden war, bekam der zwischenzeitlich etwas promillelastige VIP aus Stuttgart von den aufgebotenen Juwelen des Kursangebots der örtlichen Volkshochschule wohl nicht mehr viel mit. Jedenfalls musste der einigermaßen angeschickerte Ministerielle zum Amusement der Zuschauer von den Lehrbeaufragten der Volkshochschule erst mit vereinten Kräften aus dem Saal zum Podium befördert werden, bevor der Bürgermeister die heiß ersehnte Auszeichnung für seine Gemeinde (und für sich selbst) entgegen nehmen konnte. Mit rauschendem Beifall verabschiedeten die Gäste der Mingolsheimer Theaterpremiere die Darsteller von der Bühne.