Mingolsheimer Theatergruppe zeigte ihr neues Stück  

Dass Fußballer mitunter nicht die schlechtesten Schauspieler sind, ist zwar hinlänglich bekannt, wird aber bei der traditionellen Winterfeier des TuS Mingolsheim alljährlich noch einmal in schönster Form unter Beweis gestellt. Heuer hatte die Theatergruppe der Balltreter aus der Bädergemeinde unter der Regie von Eckhard Böer den Schwank „Sepp der Superknecht“ einstudiert, der das Publikum bei der Premiere in der vollbesetzten Ohrenberghalle mit viel Situationskomik und Wortwitz restlos begeisterte.

Bei dem in zwei Akten aufgeführten Lustspiel aus der Feder von Hans Eder geht es im trauten Heim von Bauer Schorsch (Heinz Wirth) und seiner besseren Hälfte Rosa (Denise van den Bergh) von Anfang an drunter und drüber. Schorsch, beim Wettbewerb zur Auswahl des Landwirts des Jahres hoffnungsvoller Finalist, wird von der hinterhältigen Konkurrenz just an dem Tag im Wirtshaus abgefüllt, als der Agrarminister (Manfred Mehr) den Super-Bauern persönlich küren will. Rosa und der Dorfschultes (Walter Schröpfer), der den Glanz des landesweit begehrten Titels gar zu gerne in der Gemeinde halten möchte, ersinnen zusammen mit Hausknecht Sepp (Kevin Dickgießer) einen listigen Notplan, der ihnen aber auch selbst einiges abverlangt.

               Da für die Minister-Visite ein vorzeigbares Hofidyll nötig ist, wird der sturzbetrunkene Schorsch mit einigen Metern Mullbinden unkenntlich gemacht, in den Ohrensessel der guten Stube verfrachtet und als verunfallter Großvater ausgegeben. Während sich hinter den Kulissen Rosa eilends in die Kluft ihres aktionsunfähigen Gatten stürzt und der Bürgermeister in einen schreiend rosafarbenen Damenfummel schlüpft („Bauer sucht Frau!“), um der in Haus stehenden Polit-Prominenz etwas vorzugaukeln, fängt der clevere Sepp den Minister ab und lädt ihn, um Zeit zu gewinnen, zu einer ausgiebigen Besichtigung der weitläufigen Stallungen ein. Unversehens tritt kurz darauf auch noch der forsche neue Viehhändler (Karl-Heinz Knebel) auf den Plan, den Rosa bei ihrer Rückkehr für den hochkarätigen Regierungsvertreter hält. Als zu allem Überfluss noch zwei Redakteurinnen vom Magazin „Die glückliche Bäuerin“ (Henny Buse und Tanja Lieb-Reichert) aufkreuzen, um die Frau des Vorzeige-Ökonomen in spe zu interviewen, läuft Walter Schröpfer als Bürgermeister in Frauenkleidern zu großer Form auf. Zwar kommen bei den Pressevertreterinnen zunächst gewisse Zweifel auf, als ihnen das rosa Pfundsweib gegenüber steht („Die hat ja einen Bart wie ein Stachelschwein!“), aber der gewiefte Schultes, der in Pumps über die Bühne stöckelt, als ob er die letzten Jahre nichts anderes gemacht hätte, becirct die Damen nicht nur mit seinem Charme und unkonventionellen Hausfrauenrezepten à la flambierter Leberkäse, sondern raubt ihnen vor allem mit Hochprozentigem den klaren Blick und das Erinnerungsvermögen.

Soviel Bauernschläue und Geistesgegenwärtigkeit imponieren am Ende, als der Schwindel auffliegt, auch dem Minister, dem sich der Bürgermeister so nebenbei auch noch als zu höheren Aufgaben berufener Parteifreund offenbart. Schorsch wird der ersehnte Preis jedenfalls zuerkannt und der findige Sepp wird zum „Super-Knecht“ befördert. Der prasselnde Applaus des begeisterten Publikums war den Akteuren sicher.

br.